Folsäuremangel gibt es nicht - nur Folatmangel

Folsäure ist eine synthetisch hergestellte Substanz, die in der Natur nicht vorkommt. Unser Körper braucht sie nicht - und vermisst sie auch nicht. Wenn von Folsäuremangel die Rede ist, handelt es sich in Wirklichkeit um Folatmangel. Diese natürliche Form von Vitamin B9 ist in vielen Nahrungsmitteln enthalten, vor allem in Blattgemüse, verschiedenen Kohlsorten und Innereien.

 

Ein Folatmangel kann für die Gesundheit fatale Folgen haben, denn Folat ist das wichtigste Vitamin für das Wachstum sowie die Entwicklung von Zellen und ist an vielen Stoffwechselprozessen beteiligt. Zum Ausgleich werden gerne Folsäure-Präparate empfohlen. Sie sind günstig im Preis und gelten als sicher.

Doch nicht jeder Mensch kann Folsäure verwerten und hohe Dosierungen über einen längeren Zeitraum können gesundheitsschädlich sein. Ein Mangel lässt sich daher - sehr effektiv und völlig risikofrei - am besten mit natürlichem, bereits bioaktivem Folat beheben.

Folsäuremangel gibt es nicht - nur Folatmangel

Folsäure ist eine synthetisch hergestellte Substanz, die in der Natur nicht vorkommt. Unser Körper braucht sie nicht - und vermisst sie auch nicht. Wenn von Folsäuremangel die Rede ist, handelt es sich in Wirklichkeit um Folatmangel. Diese natürliche Form von Vitamin B9 ist in vielen Nahrungsmitteln enthalten, vor allem in Blattgemüse, verschiedenen Kohlsorten und Innereien.

 

Ein Folatmangel kann für die Gesundheit fatale Folgen haben, denn Folat ist das wichtigste Vitamin für das Wachstum sowie die Entwicklung von Zellen und ist an vielen Stoffwechselprozessen beteiligt. Zum Ausgleich werden gerne Folsäure-Präparate empfohlen. Sie sind günstig im Preis und gelten als sicher.

Doch nicht jeder Mensch kann Folsäure verwerten und hohe Dosierungen über einen längeren Zeitraum können gesundheitsschädlich sein. Ein Mangel lässt sich daher - sehr effektiv und völlig risikofrei - am besten mit natürlichem, bereits bioaktivem Folat beheben.

Welche Aufgaben hat Folat?

Folat ist für die Zellteilung und die Blutbildung unverzichtbar. Es ist am Aufbau eines starken Immunsystems beteiligt und fördert die Bildung von Aminosäuren, die für die Protein-Synthese gebraucht werden. Einige Proteine wie Botenstoffe, Hormone oder Enzyme haben stoffwechselregulierende Eigenschaften, andere Proteine sind am Aufbau von Geweben beteiligt (z. B. der Haut). Folat hilft bei chronischer Müdigkeit und wirkt aktivierend und stimmungsausgleichend. Durch seine regulierende Wirkung auf den Homocystein-Stoffwechsel kann Folat zudem das Risiko für einen Schlaganfall und Herz-Kreislauferkrankungen senken.

Insbesondere Schwangere haben einen hohen Folat-Bedarf. Das B-Vitamin ist für die gesunde Entwicklung und Reifung der ungeborenen Kinder unverzichtbar und schützt sie vor schweren Missbildungen von Gehirn und Rückenmark. Außerdem fördert Folat das Wachstum der mütterlichen Gewebe und kann das Risiko von Plazentaablösungen reduzieren.

Ursachen von Folatmangel

Ein Mangel an Folat ist die häufigste Vitaminunterversorgung in der westlichen Bevölkerung. Männer nehmen nur etwa die Hälfte der empfohlenen Tagesdosis von 300-400 µg Folat ein, Frauen sogar noch weniger, obwohl das B-Vitamin für sie besonders wichtig ist. Dafür gibt es mehrere Ursachen.

Die natürlichen Folate in unseren Lebensmitteln reagieren äußerst empfindlich auf Licht, Sauerstoff und hohe Temperaturen. Sie werden durch Transport, lange Lagerung und die Zubereitung der Speisen bis zu 90% zerstört. Deshalb ist eine ausreichende Versorgung über die Nahrung fast unmöglich, selbst für Vegetarier und Veganer.

Die Wirkung von Folat hängt eng mit dem Vitamin B12-Status zusammen. Ist zu wenig Vitamin B12 vorhanden, wird der Folat-Stoffwechsel in der Zelle gestört oder kommt ganz zum Erliegen.

Raucher, Schwangere, Stillende, Sportler und Menschen, die viel Alkohol trinken, haben einen erhöhten Folat-Bedarf. Außerdem wird bei Magen-Darm-Problemen (Kranke, Senioren) und Menschen, die bestimmte Medikamente oder die Anti-Baby-Pille einnehmen, die Aufnahme der Folate gestört. Bei diesen Personengruppen ist das Risiko für einen Folatmangel besonders hoch.

Ein weiterer Grund für ein Folatdefizit ist genetisch bedingt und hängt mit der Einnahme von Folsäure zusammen. Bei vielen Menschen arbeitet das Enzym für die Umwandlung von Folsäure zu Folat nur eingeschränkt oder fehlt. Egal, wie viel Folsäure sie einnehmen - sie können sie nicht verwerten und ihren Folatmangel damit nicht beheben.

Symptome bei Folatmangel

FolatmangelFolat ist für die Bildung unseres Erbguts, der DNA, notwendig. Bei einer schlechten Folatversorgung kann es zu Zellteilungs- und Wachstumsstörungen sowie Blutarmut kommen.

Weitere Symptome sind ein schlechtes Hautbild, ein blasser Teint, eine verminderte Leistungsfähigkeit sowie Müdigkeit und Erschöpfungszustände.

Zu den Folat-Mangelerscheinungen gehören schlechte Laune und Depressionen, denn Folat hat einen positiven Einfluss auf unsere Stimmung. Ein weiteres Symptom für Folatmangel ist ein schwaches Immunsystem und eine erhöhte Infektanfälligkeit.

Folatmangel in der Schwangerschaft kann zu Fehl- und Frühgeburten, einem verminderten Geburtsgewicht, Lippen-Kiefer-Gaumenspalten oder schwersten neurologischen Schäden wie den "offenen Rücken" (Spina bifida) bei Ungeborenen führen. Mittlerweile ist auch erwiesen, dass eine ungewollte Kinderlosigkeit durch eine schlechte Folat-Versorgung verursacht sein kann.

Folatmangel beheben

In der Regel werden zum Ausgleich eines Folatmangels nicht Folat-, sondern Folsäure-Präparate empfohlen. Doch Folsäure und Folat sind zwei völlig unterschiedliche Substanzen. Folsäure ist kein Vitamin, sondern eine im Labor entwickelte synthetisch hergestellte Substanz. Da sie in der Natur nicht vorkommt, kann ihr Fehlen auch keinen "Folsäuremangel" verursachen.

Folsäure wird völlig anders aufgenommen und verstoffwechselt als Folat, das natürliche Vitamin B9 aus unserer Nahrung. Natürliche Folate sind meistens an Glutamate gebunden und werden zu etwa 50 Prozent vom Körper aufgenommen. Folsäure wird dagegen zu über 90 Prozent aufgenommen.

Allerdings muss die künstliche Vitamin B9-Form in der Leber in einem komplizierten Verfahren zu natürlichem Folat (5-MTHF) verstoffwechselt werden.

Das geschieht sehr langsam und nicht sehr effektiv. Hinzu kommt, dass vielen Menschen das für die Umwandlung zuständige Enzym fehlt. Sie können Folsäure gar nicht verwerten.


Ob mit Folsäure höhere Folatmengen in die Zellen gelangen als mit natürlichem Folat ist zumindest fraglich. Fest steht jedoch, dass ein Folat-Präparat viel sicherer ist als Folsäure.

Für die Umwandlung von normaler Folsäure zu 5-MTHF sind zahlreiche Schritte nötig, im Vergleich zum bereits bioaktivem Folat
Vergleich Folsäure Folat

* Garnicht so selten: Bei einem Defekt am Schlüssel-Enzym MTHFR findet die Umwandlung nur sehr eingeschränkt statt und es kann zu einem Anstieg des Homocysteinwerts im Blutplasma kommen, einem Risikofaktor für Gefäßkrankheiten.

Folsäure ist potentiell gesundheitsschädlich

Da unser Körper keine Regelmechanismen für die synthetische Folsäure besitzt (dieser Stoff ist ihm völlig unbekannt), gibt es keine Obergrenze für die Aufnahme 1. Das führt zu einer Anreicherung und sinnlosen Zirkulation der noch nicht verwerteten Folsäure im Blut 2, was gravierenden Nebenwirkungen auslösen kann.

Eine absichtlich oder irrtümlich hohe Dosierung mit Folsäure (ab etwa 1000 Mikrogramm täglich) kann langfristig das Risiko für die Entstehung verschiedener Krebsarten erhöhen, zum Beispiel Prostatakrebs 4 und Dickdarmkrebs 5. Außerdem kann ein zu hoher Blutspiegel die Aktivität der Killerzellen unseres Immunsystems reduzieren 6, so dass sich unser Körper nicht mehr so effektiv gegen Krankheitserreger wehren kann. Und zu viel Folsäure in der Schwangerschaft kann das Risiko für Autismus, Asthma und Insulinresistenz bei den Kindern steigern.

Besonders fatal ist, dass im Labor meistens die Blutkonzentrationen für Folat und Folsäure zusammengefasst werden. Während der Folat-Spiegel für unseren Körper regulierbar ist, kann er zu hohe Folsäure-Konzentrationen nicht ausgleichen. Hohe Werte suggerieren dann fälschlicherweise eine gute Versorgung mit Folat, obwohl nur hohe Folsäure-Spiegel gemessen wurden.

Wer auf der sicheren Seite sein möchte, sollte auf Folsäure gänzlich verzichten und die Vitamin B9-Versorgung über Folate sicherstellen - vor allem in Schwangerschaft und Stillzeit. Das kann durch eine folatreiche Ernährung und eine zusätzliche Einnahme von Nahrungsergänzungsmittel mit dem von Natur aus biologisch aktiven 5-Methyltetrahydrofolat (5-MTHF) erfolgen.

 


 

Quellenangaben:

1 The extremely slow and variable activity of dihydrofolate reductase in human liver and its implications for high folic acid intake. Steven W. Bailey and June E. Ayling, PNAS, 2009

2 Folic acid metabolism in human subjects revisited: potential implications for proposed mandatory folic acid fortification in the UK. Wright AJ1, Dainty JR, Finglas PM., Br J Nutr. 2007 Oct;98(4):667-75. Epub 2007 Jul 9.

3 Meta-analysis of cancer risk in folic acid supplementation trials. Baggott JE, Oster RA, Tamura T, Cancer Epidemiol. 2012 Feb;36(1):78-81. doi: 10.1016/j.canep.2011.05.003. Epub 2011 Oct 21

4 Folic Acid and Risk of Prostate Cancer: Results From a Randomized Clinical Trial,Jane C. Figueiredo et. Al., J Natl Cancer Inst. 2009 Mar 18; 101(6): 432-435.

5 Folsäure - Ein Vitamin mit zwei Gesichtern, Anke Brodmerkel, Frankfurter Rundschau, 11.02.2018

6 Unmetabolized folic acid in plasma is associated with reduced natural killer cell cytotoxicity among postmenopausal women. Troen AM et. Al., J Nutr. 2006 Jan;136(1):189-94.


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